Prävention

Die Zahl der Kinder, die im Laufe ihrer Schulzeit beim Erwerb des Lesens und Schreibens auffällig werden, ist sehr hoch. Aus diesem Grund werden sowohl in den Schulen als auch in der Wissenschaft immer wieder Möglichkeiten der Prävention diskutiert. Ziel dabei ist es, bereits im Vorschulalter Kinder zu identifizieren und gezielt zu fördern, die Lese-Rechtschreibschwierigkeiten in der Schule ausbilden werden. Idealerweise soll mit diesen Maßnahmen die Ausbildung einer Lese-Rechtschreibstörung verhindert werden.
Um Risikokinder im Vorschulalter herauszufiltern, müssen verlässliche Merkmale bekannt sein, welche die Ausbildung von Probemen beim Schriftspracherwerb bereits im Vorschulalter sicher vorhersagen.
Sind diese Merkmale nicht zuverlässig, hat dies zur Folge, dass später unauffällige Kinder "unnötig" gefördert werden oder später auffällige Kinder nicht entdeckt werden.
Als Merkmale, die bereits im Vorschulalter auftreten, werden Defizite in der phonologischen Bewusstheit und Benenngeschwindigkeit diskutiert, die zwar zum heutigen Wissensstand gut diagnostiziert, aber nur teilweise und unzureichend gefördert werden können.

Förderung vor Eintritt in die 1. Klasse

Bei Risikokindern mit Beeinträchtigungen in den Fähigkeiten der phonologischen Bewusstheit im engeren und weiteren Sinne sowie der Benenngeschwindigkeit dient eine Förderung vor Eintritt in die Schule nicht einer Vorwegnahme des Lernstoffes des ersten Schuljahres, also dem eigentlichen Lesen und Schreiben, sondern ausschließlich einer Förderung der Vorläuferfähigkeiten, die Nicht-Risikokinder spontan im Vorschulalter erwerben.

Mit dieser Förderung soll gewährleistet werden, dass Risikokinder zu Beginn des ersten Schuljahres nahezu die gleichen Voraussetzungen haben wie ihre Mitschüler.

Zum heutigen Zeitpunkt sind die Fördermaßnahmen und Förderprogramme im deutschsprachigen Raum noch sehr stark auf die Förderung der phonologischen Bewusstheit konzentriert. Dabei hat sich insbesondere das nachfolgende Trainingsverfahren bewährt, dessen Wirksamkeit im Rahmen von wissenschaftlichen Studien nachgewiesen wurde.

Hören, lauschen, lernen 1 - Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter - Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache von P. Küspert und W. Schneider

Hören, lauschen, lernen 2 - Spiele mit Buchstaben und Lauten für Kinder im Vorschulalter - Würzburger Buchstaben- Laut-Training von E. Plume und W. Schneider

Neben diesem Verfahren existieren noch viele andere Programme zur Förderung der Fähigkeiten der phonologischen Bewusstheit im deutschsprachigen Raum. Diese Verfahren basieren zwar in der Regel auf den gleichen theoretischen Annahmen, jedoch liegt in den meisten Fälle kein spezieller Nachweis der Wirksamkeit vor. Aus diesem Grund ist der Gebrauch des Förderprogramms "Hören, Lauschen, Lernen" zu empfehlen.

Zur präventiven Förderung der Benenngeschwindigkeit liegen zum aktuellen Zeitpunkt in Deutschland leider noch keine Förderprogramme vor.

Eine Förderung der phonologischen Bewusstheit und der Benenngeschwindigkeit KANN helfen Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben vorzubeugen. Häufig kann diese präventive Förderung auch eine spätere Ausbildung einer Lese-Rechtschreibschwäche abschwächen oder hinauszögern. Diese präventive Maßnahme stellt jedoch KEINE GARANTIE für einen problemlosen Lese- und Schreiberwerb dar. Insbesondere im Bereich der ganzheitlichen Worterkennung ist zum aktuellen Zeitpunkt aufgrund mangelnder Fördermaterialien eine präventive Förderung nicht möglich.

 

Zur Verbesserung der Lesbarkeit und Übersichtlichkeit werden Zitate nicht im Text gekennzeichnet. Die Quellen finden sich zusammengefasst hier.